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1312. Februar 29. Glogau.

tercia f. p. dom. qua cantatur Oculi mei.

Heinrich II., Johann und Primko, Herzöge von Schlesien, Herren von Posen und Sagan, urkunden, dass. nachdem sie sich mit ihren Brüdern Konrad und Bolko dahin geeinigt, zum Zwecke der Landtheilung ihrerseits ihre getreuen Ritter Wolfram von Pannwitz, Herrn von Sprottau, Thamo von Silicz (Seidlitz), Wolfram v. Pannwitz der Rothe genannt, zu Kommissaren zu ernennen, während die Herzöge Konrad und Bolko dafür Jenchin von Haugwitz, Johann Creczwicz (Kreckwitz) und Werner von Dyhrn berufen, diese zunächst 2 Antheile gemacht haben, einen für drei der Brüder bestimmten, Posen und Sagan in sich begreifenden (wozu dann auch das Leibgedinge der Herzogin Mutter nach deren Tode fallen soll), und einen zweiten mit Gnesen, Kalisch und Oels für zwei der Brüder. Dieser letztere Antheil soll umfassen Leubus, Wohlau, Winzig, Herrnstadt, Trachenberg, Militsch, Auras, Trebnitz, Oels, Bernstadt, Kaulwitz, Namslau, Konstadt, Kreuzburg, Landberg, Pitschen, Boleslawicz (jetzt in Russisch-Polen), Gross-Wartenberg, Orla, Schroda, Pobedist, Kletzko, Nakel, Gnesen, Peisern, Wrimstadt (?), Konin, Neustadt, (?), Kalisch, sämmtlich mit ihrem Distrikt. Zu dem andern Antheile sollen gehören: Steinau, Lüben, Sprottau, Sagan, Naumburg a./B., Grünberg, Krossen, Punitz, Guhrau, Kosten, Schrimm, Posen, Rogasen, Usch, Obornik, Wronke, Grätz, Kriewen, Gostyn, Priment, Brandorf, Bentschen, Schlawa, Fraustadt, Liebenau; die Besitzer des ersteren Antheils versprechen 100 Bewaffnete zur Bezwingung der Schlösser Nakel und Konin zu stellen und dafür Schloss und Stadt Kosten zum Pfände zu setzen. Beide Theile geloben einander mit 100 Bewaffneten gegen jeden Angreifer zu helfen und setzen dafür, der eine Theil Stadt und Schloss Lüben, der andere Theil Stadt und Schloss Auras zum Pfände. Etwaige Streitigkeiten sollen durch von beiden Parteien erwählte Schiedsrichter entschieden werden; die Schulden an den Markgrafen von Brandenburg und die Herzöge von Breslau, wofür Schlösser verpfändet sind, und die ferneren Schulden an Bürger von Breslau, Glogau und Frankfurt sollen beide Theile zur Hälfte übernehmen und Schulden an Vasallen die Herren des Antheiles, dem der betreffende Vasall angehört. Schaden und Kosten, welche etwa durch die Exkommunikationen des Erzbischofs von Gnesen und des Bischofs von Posen entstehen, sollen gleichfalls gemeinsam getragen werden. Getreide und Munition, welche am Ausstellungstage dieser Urkunde sich in einen der Schlösser befinden, sollen dort bleiben. Falls die gemeinsamen Schulden beider Theile sich dadurch vermindern, dass Herzog Heinrich bei dem Tode seiner Gemahlin (Mechtild) von der Saganer Pfandschaft erbt, soll der andere Antheil 2000 M. zahlen, die zur Tilgung der Schulden an die Breslauer Herzöge verwendet werden sollen. Diese Summe kann aber aufgerechnet werden gegen das Geld, welches Herzog Heinrich II. zu zahlen hat, und wofür er sein Schloss Punicz zum Pfande gesetzt hat. Damit Bentschen nicht verloren gehe, habe der andere Antheil Pobedist zum Pfande gesetzt, und Gerhard von Werde und die Stadt P. haben sich dafür verbürgt. Was von einem der Brüder bis zur letzten purif. Mar. (Februar 2) von Verkäufen, Verpfändungen etc. gemacht worden ist, soll Geltung haben, als habe es ihr seliger Vater angeordnet. Jeder Vasall kann aus einem Antheil in den andern ungehindert übertreten. Die Freiheiten der Unterthanen versprechen beide Theile aufrecht zu erhalten. Als Unterpfand der übernommenen Verpflichtung stellen sich seitens der 3 Brüder Ritter Johann von Biberstein mit Stadt und Schloss Sagan, dagegen von der Seite der Herzöge Konrad und Bolko Dietrich von Frankenberg mit Stadt und Schloss Namslau. Für Lüben und Punitz bürgt der Herzoge Getreuer Otto von Donyn und für Kosten Johann von Kreckwitz.

Z.: die herzogl. Ritter Günther und Johann v. Biberstein, Otto v. Donyn, Dietrich v. Wrankinberg, Dyther de Drogucz, Dietrich v. Silicz (Seidlitz), Gelfrad v. Rechinberg, Peczold v. Thechwicz, Wolfram v. Pannwitz, Gerhard de Werde.


Abdruck bei Sommersberg Ss. rer. Siles. I, 869 und bei Lünig Cod. dipl. II. 218, aus einem Kopialbuche, darnach mit versuchten Emendationen im Cod. dipl. maj. Pol. II, 292 und mit weiteren Verbesserungen in den schles. Lehnsurk. ed. Grünhagen und Markgraf I, 120, woher auch die Deutung der Ortsnamen entlehnt ist. Dann noch einmal abgedr. bei Haeusler, Urkundensammlung des Fürstenth. Oels 148 unter Benutzung des besseren Textes in dem ältesten Oelser Kopialbuche.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 16, 1892; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1301 - 1315. Herausgegeben von C. Grünhagen und C. Wutke.